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Bund für vereinfachte rechtschreibung (BVR)

presseartikel11.–12. 2000 → Gleichschaltung
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Gleichschaltung damals und heute

Rechtschreibreform
des Dritten Reiches: „Parallelen-Gequatsche“? Volksbildung oder Volksverdummung?
 
26.12.2000   Manfred Riebe
KOMMENTAR

http://www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?TueDec2604:28:30PST2000

Gleichschaltung damals und heute

Ungenügende Geschichtskenntnisse

Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner zeigen zwar die große Ähnlichkeit der Rechtschreibreform des Dritten Reiches mit der heutigen Reform auf. Entscheidend ist aber, daß sich die Art der diktatorischen Einführung damals und heute sehr ähneln. Darauf zielte auch die Kritik des Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, Professor Christian Meier, vor dem Bundesverfassungsgericht ab.

Daniela Kopsch erzählt hingegen das Märchen, daß Hitler in demokratischen Wahlen gewählt worden sei. Leider gehören solche Legenden infolge mangelhaften oder ausfallenden Geschichtsunterrichts über das Dritte Reich sogar zur „Allgemeinbildung“ von Lehrern und anderen Akademikern. Genausogut könnte Kopsch behaupten, daß die SED in demokratischen Wahlen gewählt worden sei. Ein wichtiges Indiz dafür, daß es in beiden Fällen keine demokratischen Wahlen gab, ist u.a. schon allein die hohe Wahlbeteiligung von rund 98 Prozent.

Frau Kopsch weiß offenbar nicht, daß es im Deutschen Reich seit 1930 Präsidialregierungen gab, d.h. daß der Reichspräsidenten Paul von Hindenburg den jeweiligen Reichskanzler diktatorisch einsetzte. Die Notverordnung des Reichspräsidenten vom 28. Februar 1933 (Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat) setzte dann die Grundrechte der Weimarer Reichsverfassung außer Kraft, so daß ab diesem Zeitpunkt die Demokratie vollends nur noch auf dem Papier stand. Erst diese Notverordnung ermöglichte die Hitler-Diktatur und die Gleichschaltung des Dritten Reiches, die mit der Verhaftung von Kommunisten, der Auflösung der Parteien und Gewerkschaften und der ideologischen Gleichschaltung z.B. in Form der Bücherverbrennung begann.

Es ist höchste Zeit, daß die ideologischen nationalsozialistischen und sozialistischen Quellen und totalitären Wurzeln der heutigen Rechtschreibreform und der ideologischen Gleichschaltung aufgedeckt werden. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, ist es notwendig, über die Themen „NS-Sprachpolitik“, „Rasse und Sprache“, „Verbot der deutschen Schrift im Jahre 1941“, „Gleichschaltung der deutschen Rechtschreibung“ und „Germanisierung der Schreibweise von Fremdwörtern“ aufzuklären und über die Verstrickung mancher Sprachwissenschaftler in Hitlers Rassen- und Lebensraum-Ideologie und Planung des Deutschen als einer Herrschaftssprache zu informieren. Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner haben mit ihrem Buch „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“ erst einen Anfang gemacht. Nicht von ungefähr hatten die Reformer die Zeit des Dritten Reiches ausgespart. Auch die Fortentwicklung der Rechtschreibreform in der DDR harrt noch der Aufklärung.

Daniela Kopsch lenkt dagegen mit ihrer Agitation zum einen von diesen Themen und den heutigen Gleichschaltungsmethoden ab. Zu den heutigen Gleichschaltungsmethoden bei der Rechtschreibreform gehört auch die Stasi-Methode der Zersetzung durch Gerüchtebildung. Vgl. zu den heutigen Gleichschaltungsmethoden auch meinen Beitrag „Gleichschaltungsinstrumente“ vom 12.12.2000 in www.deutsche-sprachwelt.de.

Mit ihrer Gerüchtebildung lenkt Daniela Kopsch auch von dem hinterhältigen Radikalismusvorwurf gegen die Reformgegner ab. Es ist ein Verdienst der Wissenschaftler Birken-Bertsch und Markner, durch ihre Forschungen diesem Gerücht, die Rechtschreibreformgegner seien rechtsradikal, weitgehend den Boden entzogen zu haben. Ist es aber nicht womöglich umgekehrt so, daß alle jene Reformbefürworter, die die antidemokratische diktatorische Einführung der Rechtschreibreform und die Gleichschaltung der Presse stillschweigend als Mitläufer dulden, als willige Vollstrecker in vorauseilendem Gehorsam fördern oder als Rechtschreibdiktatoren der Bevölkerung aufzwingen, zumindest diesbezüglich als rechts- und linksradikale Gesellschafts- und Kulturveränderer bezeichnet werden könnten? Darüber sollte sich Daniela Kopsch ernsthaft Gedanken machen.

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)